Das Landesmuseum Hannover besitzt die weltweit bedeutendste Sammlung des »Dreigestirns des deutschen Impressionismus«: Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt. Slevogt war der jüngste und vielseitigste Künstler dieses Trios, dem das WeltenMuseum erstmals eine große Ausstellung widmet. Heute fast ausschließlich als Freilichtmaler populär, war die Natur nicht Slevogts einzige Inspiration: In Grafik und Malerei thematisierte er auch vielfach Szenen aus Geschichte, Literatur und Musik, die allein seiner Phantasie entsprangen. Anlässlich des Jubiläums präsentiert das Landesmuseum Hannover 150 eindrucksvolle Werke, stellvertretend für jedes Jahr. Dabei ergänzen hochkarätige Leihgaben aus nationalen und internationalen Museen herausragende Gemälde, Zeichnungen und Drucke aus der eigenen Sammlung. Die werkreiche Retrospektive zeichnet ein vollständiges Bild eines der wichtigsten deutschen Künstler seiner Zeit.
In München studierte der junge Slevogt an der Akademie, bevor er sich dort als freier Künstler niederließ und ab 1892 öffentlich ausstellte. Mit Werken wie »Nach dem Bade«, einem Paradebeispiel seiner derb-realistischen Malerei, die als »Rinnsteinkunst« verunglimpft wurde, erwarb sich Slevogt den Beinamen »Der Schreckliche«. So konnte er in München nicht zu Erfolg gelangen. Auf Drängen der Berliner Sezession, insbesondere von Max Liebermann, verließ Slevogt München und siedelte in die preußische Hauptstadt über, wo seine Werke schon in den 1890er Jahren sehr geschätzt waren.
Auf dem Weg nach Berlin verbrachte Slevogt einige Wochen in Frankfurt, wo er Verbindungen zum Städelschen Kunstinstitut hielt. Damals entstand seine berühmte Reihe »Frankfurter Zoobilder«, welche die Aufhellung der Farbpalette sowie die Hinwendung zur Darstellung von Freizeitvergnügungen markiert. Sie bildet den Durchbruch von Slevogts Freilichtmalerei, der später auch im Zyklus der »Ägyptenbilder« und unzähligen Pfalzlandschaften in Erscheinung tritt.
Mit 150 Werken aus den Bereichen Druckgrafik und Gemälde zeichnet das Landesmuseum Hannover ein umfassendes Bild des Künstlers Max Slevogt. Die Gleichstellung von Grafik und Malerei ist einer der zentralen Aspekte in Slevogts eigenem Kunstbegriff: »Wenn ich hier dem Worte Illustration eine höhere Bedeutung zu geben versuche, ziehe ich alle Darstellungen, gemalt oder gezeichnet, zu dieser Einheit zusammen: Kunst.« Mit diesen Worten hat der Künstler in seinem Essay »Pro Domo«, also »In eigener Sache«, bereits 1924 der Ansicht widersprochen, die Buchillustration gehöre nicht zur Kunst. Dem folgt nun erstmalig eine Retrospektive, die das druckgrafische Werk gleichwertig neben die Malerei des Künstlers stellt.