Globus

500.000 jahre menschheitsgeschichte

die lehre von den altertümern: die archäologie sucht, sammelt und erforscht hinterlassenschaften längst vergangener kulturen.

Die archäologische Sammlung des Landesmuseums Hannover enthält alle aus Ausgrabungen des Landes stammenden archäologischen Funde in den ehemaligen Regierungsbezirken Hannover und Lüneburg sowie überregional bedeutende Highlights aus ganz Niedersachsen. Ergänzt wird die Sammlung durch Funde aus Forschungsgrabungen des Landesmuseums, und Schenkungen von Bürger*innen. Aus der Zeit noch vor der Gründung des Landesmuseums stammen auch einzelne Sammlungsbestände der internationalen Archäologie. Sie ist die größte archäologische Sammlung Nordwestdeutschlands und zahlreiche Funde sind im Landesmuseum und auch als Dauerleihgaben in niedersächsischen Museen ausgestellt.

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Blick ins archäologische Depot: In den Regalen lagern viele Gefäße, auch ein gehörnter Tierschädel ist zu sehen.
Schwerlastregale im Depot gefüllt mit archäologischen Funden aus ur- und frühgeschichtlicher Zeit.

beispiele aus der sammlung

Foto eines sandfarbenen Mittelpläolithischen Faustkeils vor grauem Hintergrund.
Mittelpaläolithischer Faustkeil aus Döhren, Stadt Hannover, Inv.-Nr. 503:1936

Faustkeile wie dieser waren universell einsetzbar und mindestens so nützlich wie moderne Taschenmesser. In Niedersachsen stammen die meisten solcher Funde von Neandertalern.

 

Foto einer Spitznackigen Beilklinge aus der sogenannten Michelsberger Kultur mit sehr glatter Oberfläche.
Spitznackige Beilklinge, Mittelneolithikum (sog. »Michelsberger Kultur«), gefunden in Krankenhagen, Stadt Rinteln, ca. 4.400-3.800 v. Chr., Inv.-Nr. 283:1900

Steinbeile sind in der Jungsteinzeit nicht nur Werkzeuge, sondern auch Symbole für Macht. Besonders schön gearbeitete Beile werden über weite Strecken Europas getauscht.

Bauchiges, dunkelbraunes Tongefäß mit Punkt- und Strich-Verzierungen in weiß und rot.
Replik eines neolithischen Tongefäß mit teilweise rekonstruierter Bemalung, ca. 3.600-2.800 v. Chr. (Originalfund), Inv.-Nr. 156:1947

Keramik war eine nützliche Erfindung, um darin Speisen aufzubewahren und zu kochen. Prähistorische Töpfe waren dabei oft mehrfarbig dekoriert.

Detailaufnahme der Verzierungen.

Detail

Grünlich angelaufener Kopf einer kupfernen Streitaxt.
Streitaxt aus einer Arsenkupferlegierung, vermutlich ein Import aus der Schwarzmeerregion, gefunden in Müsleringen, Ldkr. Nienburg, ca. 3.600 oder 3000 v. Chr., Inv.-Nr. 70:1953

Metalle veränderten die vorgeschichtliche Welt nachhaltig, aber die Kenntnis der Verarbeitung war jahrhundertelang ein Geheimnis, das in Nordeuropa erst sehr spät entschlüsselt wurde.

Detailfoto eines Vollgriffschwertes aus Bronze, aufgenommen im Bereich des Knaufs bis zur Klinge.
Vollgriffschwert mit organischen Einlagen (sog. Typ Auvernier) aus Bronze, gefunden in Barnten, Lkr. Hildesheim, ca. 900/850-780 v. Chr., Inv.-Nr. 205:2002

Das Schwert ist schon in der Bronzezeit das Kennzeichen herausragender Persönlichkeiten. Diese Bedeutung behält es bis in die Moderne.

Foto eines goldenen Halskragens, einer sogenannten Lunula.
Goldener Halskragen (sog. „Lunula“) aus Schulenburg, Stadt Pattensen, Endneolithikum/Frühbronzezeit, ca. 2.200-1.800 v.- Chr., Inv.-Nr. 18370:1900

Wertvolle, vermutlich nur zu rituellen Anlässen getragene Objekte sind oft überregional verbreitet. Dieser Goldener Halskragen (sog. „Lunula“) hat seine besten Vergleiche in Irland.

Ein spätbronzezeitliches grün angelaufenes Rasiermesser aus Bronze mit gravierten S-förmigen Verzierungen.
Rasiermesser aus Bronze der Spätbronzezeit, gefunden in Harsefeld, ca. 1.050-750 v. Chr., Inv.-Nr. 18298:1900

Ein gepflegter, gestutzter Bart war bronzezeitlichen Männern offenbar sehr wichtig. Die dazu benutzten Rasiermesser sind oftmals wahre Kunstwerke.

Sieben Gefäße unterschiedlicher Größe und Form sowie ein Sieb und verschiedene kleinteilige Funde aus einem germanischen Fürstengrab.
Funde eines germanischen Fürstengrabes (»Marwedel II«) aus Marwedel, Ldkr. Lüchow-Dannenberg, ältere römische Kaiserzeit, ca. 100-150 n. Chr., Inv.-Nr. 101:1947

Germanische Potentaten ließen sich gerne als Herrscher und Krieger bestatten. Typisch sind neben den Waffen vor allem Importe aus dem Römischen Reich.

Zwei römische nahezu schwarze Eisendolche liegen auf weißem Untergrund.
Römische Eisendolche aus Hedemünden, Ldkr. Göttingen, wahrscheinlich ca. 12-9 v. Chr., Inv.-Nr. 513:2012

Bei Hedemünden haben Archäolog*innen eine spektakuläre Entdeckung gemacht, bei der es sich eventuell um ein Legionslager handeln könnte.

Zwei goldene, runde Scheibenfibeln rahmen eine ebenfalls goldene gleicharmige Bügelfibel. Sie tragen alle ein Spiralmuster.
Gleicharmige Bügelfibel und Scheibenfiebel aus dem Gräberfeld von Issendorf, 4. - 5. Jh. n. Chr., Inv.-Nr. 1007:2001,1-3

Schmuckobjekte findet sich in identischer Form auch auf den Britischen Inseln. Er ist mit verfremdeten, stilisierten Darstellungen verziert, die auf spätromischen Vorbildern beruhen.

Foto einer goldenen Münze mit Verzierungen aus Punkten und Strichmustern und einer Öse am oberen Rand.
Bildamulett (sog. Brakteat) aus einem Opferfund aus Nebenstedt, Stadt Dannenberg, Ldkr. Lüchow-Dannenberg, wahrscheinlich 5. oder 6. Jh. n. Chr., Inv.-Nr. 7451-5:1900

Aus der Nachahmung römischer Kaisermedallions entwickelt sich eine eigene germanische Objektkategorie, die sog. Brakteaten. Einige Forscher*innen glauben auf diesen Goldblechen ältesten bildlichen Darstellungen nordischer Mythologie erkennen zu können.

8 goldene Münzen, alle sind mit unterschiedlichen Mustern verziert, eine Münze ist größer als die anderen und hat 2 kleine Löcher, die anderen Münzen haben alle eine Öse am oberen Rand.

Ein dunkelbraunes Keramikgefäß mit bauchiger Mitte und kleiner runder Öffnung oben, mit Verzierungen.
Keramikgefäß (sog. »Buckelurne«) aus dem Gräberfeld von Wehden, Ldkr. Cuxhaven, 4. bis 5. Jh. n. Chr., Inv.-Nr. 1900:8395

An der niedersächsischen Nordseeküste und auf den Britischen Inseln zeugen charakteristische mit tönernen Buckeln verzierte Gefäße von Austausch und Wanderungsbewegungen am Ende der Antike.

Detailbild eines Ingelrii-Schwertes vom Knauf bis zum Beginn der Inschrift an der Klinge.
Eisenschwert mit der Inschrift INGELRII aus dem Teufelsmoor, Stadt Osterholz-Scharmbeck , Inv.-Nr. 281:1932

Auch Jahrhunderte nach der Christianisierung Norddeutschlands scheinen heidnische Opferbräuche fortzuleben, wie dieses Schwert mit Inschrift aus dem Moor nahelegt.

Komplettansicht eines Ingelrii-Schwertes.

gut zu wissen

ausstellungen

Große Teile unserer archäologischen Sammlung sind in unserer Dauerausstellung »MenschenWelten« zu sehen. Zu den archäologische Sonderausstellungen der vergangenen Jahre zählen »Die Erfindung der Götter. Steinzeit im Norden« (2022) und »Saxones. Eine neue Geschichte der alten Sachsen« (2019).

kulturerbeportal niedersachsen

Das Kulturerbeportal Niedersachsen ist ein gemeinsames Internetangebot von Bibliotheken, Archiven und Museen des Landes Niedersachsen. Große Teile unserer archäologischen Sammlung sind darüber digital zugänglich.

landesverein für urgeschichte

»Die Zusammenfassung aller an der Urgeschichte Interessierten«, das war der erklärte Hauptzweck der Arbeitsgemeinschaft für Niedersachsens Urgeschichte, die sich am 16. September 1932 im hannoverschen Provinzial-Museum gründete. Aus ihr erwuchs innerhalb kürzester Zeit eine der bedeutendsten archäologischen Vereinigungen Deutschlands – und ist es unter dem heutigen Namen Niedersächsischer Landesverein für Urgeschichte bis jetzt geblieben.

niedersächsisches landesamt für denkmalpflege

Das Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege ist ein enger Partner des Landesmuseums Hannover.

kontakt

PD Dr. Florian Klimscha
Archäologie | Kurator
T + 49 (0) 511 98 07 – 814
florian.klimscha@landesmuseum-hannover.de

Dr. Daniel Neumann
Archäologie | Kurator
T +49 (0) 511 9807 – 702
daniel.neumann@landesmuseum-hannover.de