Sammlungsschwerpunkte
Fossilien
Der lokale Schwerpunkt der Fossiliensammlung liegt auf Niedersachsen, bzw. der Region Hannover. Zahlreiche Funde stammen aus den Steinbrüchen vom Westrand von Hannover, den Leinetal-Kiesgruben in Hemmingen und Koldingen, einer Sarstedter Kiesgrube sowie den bedeutenden Mergelgruben (Oberkreide) am Ostrand von Hannover. Der Harz und der Muschelkalk des Elm sind weitere wichtige Fundorte. Die größte Gruppe der verwahrten Fossilien machen Ammoniten und Belemiten sowie viele jurassische Wirbellose aus (Schnecken und Muscheln), vor allem aber die jüngst hinzugekommenen, oberkretazischen Schwämme und Seeigel. Es finden sich aber auch einige Wirbeltierreste, zu deren Highlights zweifellos ein sehr gut erhaltener Ichthyosaurier sowie diverse Schwimmsaurier gehören. Weitere Glanzpunkte bilden die zahlreich vorhandenen unterkretazischen Dinosaurier-Fährtenplatten und eine generell enorm formenreiche Sammlung fast aller wichtigen Invertebratengruppen aus der lokalen Ober- und Unterkreide Hannovers. Ein Großteil der gesammelten Fossilien stammt aus den Erdzeitaltern Jura und Kreide. Hinzu kommt noch die Trias (vor allem Muschelkalk) und eine lokale, aber durchaus große Wirbeltierfauna aus dem Pleistozän (Eiszeitalter) südlich von Hannover. Diese reicht bis ins frühe Mittelalter hinein.
Mineralien und Gesteine
Bei den Mineralien und Gesteinen liegt der regionale Schwerpunkt eher in den historischen Aufsammlungen, die sich vor allem dem Harz und seinem Bergbau widmeten. Hierbei handelt es vor allem um typische Erzmineralien rund um den Silberbergbau und die Eisenverhüttung. Seit dem 20. Jahrhundert finden sich zudem herausragende Stücke aus dem restlichen Deutschland und der ganzen Welt, von Sachsen und dem Rheinland (Fluorite, Baryte) bis nach Namibia (Kupfermineralien von Tsumeb), Brasilien (die gesamte Palette der Amethyste, Achate & Co. aus Minas Gerais) oder Indien (herausragende Flutbasalt-Mineralien von Poona) bis hin nach Australien (Opale) und eine weltweite Calcit-Sammlung.
Wichtige Sammler*innen
Der Oberbergrat Freiherr Carl Georg Christian Grote
…schenkte der NGH 1865 eine der wertvollsten Konvolute, das gleichermaßen den Beginn des Sammelns markiert: Die etwa 2.500 Stufen umfassende, bedeutende Mineraliensammlung stammt zum überwiegenden Teil aus dem Harz und umfasst teils sehr seltene Paragenesen
Der Landwirtschafts-Assessor Carl Eberhard Friedrich Struckmann
…sammelte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Steinbrüchen am Westrand von Hannover und legte damit das Fundament einer der bedeutendsten Oberjura-Sammlungen Nordwestdeutschlands. Sie umfasst schwerpunktmäßig den Korallenoolith und das Kimmeridgium aus heute komplett urbanisierten Bereichen. Struckmann leitete zudem Grabungskampagnen in der Harzer »Einhornhöhle«, wo er viele eiszeitliche Säugetierknochen, vor allem von Höhlenbären, barg.
Der Bauingenieur und Geologe Wilhelm Hoyer
…sammelte etwa zeitgleich zu Struckmann schwerpunktmäßig am Westrand von Hannover, darüber hinaus jedoch auch rund um Hildesheim und im Leinebergland. Seine etwa 5.000 Stücke umfassende Sammlung zeichnet sich vor allem durch ihre stratigraphische Genauigkeit durch horizontiertes Sammeln aus und umfasst zahlreiche Ammoniten und Belemniten sowie weitere Invertebraten aus der Schichtfolge des norddeutschen Jura, sowie einige Wirbeltierreste (u. a. Ichthyosaurier).
Der Textilhändler Otto Klages
…war ein Universalist: Seine Mitte/Ende des 20. Jahrhunderts zusammengetragene, über 10.000 Objekte umfassende Sammlung beinhaltet Fossilien, Mineralien und Gesteine aus Deutschland und aller Welt. Seine Witwe verkaufte eine Teilsammlung an unser Haus, das andere größere Konvolut befindet sich in Königslutter. Sammelschwerpunkt von Klages war der Muschelkalk des Elm, mit großen Mengen von Seelilien und verschiedensten Ceratiten, die er teilweise mit anderen internationalen Sammlern gegen deren lokale Highlights tauschte!
Der Privatsammler Kurt Wiedenroth
…verkaufte dem Museum Ende des 20. Jahrhunderts eine große Spezialsammlung von ihm selbst präparierter jurassischer Ammoniten. Darüber hinaus verdankt das Museum ihm zwei Schwimmsaurier: Ein rhomaleosaurider Schwimmsaurier aus Lyme Regis (UK) wurde von ihm gestiftet, ein weiterer von ihm geborgener Schwimmsaurier aus Sarstedt kam als Dauerleihgabe der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ins Museum.
Die Rut und Klaus Bahlsen-Stiftung
Einige besonders große und schöne Mineralstufen internationaler Herkunft (Ankäufe) stammen aus Klaus Bahlsens ehemaligen Privatsammlung (ebenfalls 20. Jahrhundert) und wurden nach seinem Tod, ebenso wie einige Fossilien, auf verschiedene Institutionen verteilt.
Werner Pockrandt
…gündete die hannöversche Sammlergruppe »Arbeitskreis Paläontologie Hannover«, sammelte in der Region Hannover und hatte sowohl die marine Unter- als auch Oberkreide im Fokus. Er stiftete seine Sammlung dem Institut für Geologie und Paläontologie der heutigen Leibniz-Universität, das später jedoch seinerseits eine etwa 1.200 Stücke umfassende Teilsammlung aus Platzgründen ans Landesmuseum Hannover abgeben musste. Die exakte stratigraphische Dokumentation der teils sehr kleinen, delikaten Wirbellosen-Fossilien Pockrandts aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist herausragend.
Dr. Brigitte Perner
…war hauptberuflich eigentlich Botanikerin und zudem eine verdiente, langjährige ehrenamtliche Mitarbeiterin an unserem Hause. Sie stiftete ihre auf einer Vielzahl von internationalen Reisen gesammelten Gesteine (1980er und 90er) und Mineralien (2000er Jahre) und sorgte größtenteils persönlich für eine recht genaue Datenlage, was Herkunft und Paragenesen angeht. Ihre Stücke, viele davon aus Namibia, Südafrika und Russland, stellen eine genau passende Ergänzung älterer Schwerpunkte dar und umfassen viele mineralogisch-petrologische »Highlights«.
Wolfgang Weidehaus
…stiftet seit den mittleren 1990er Jahren und bis 2020 große Mengen von pleistozänen bis frühmittelalterlichen Säugetierknochen aus den Leinetal-Kiesgruben Hemmingen und Koldingen. Aufgrund der Menge des von ihm zusammengetragenen Materials konnte ein Teil davon vergleichend-anatomisch geordnet werden. Dies ergänzt die Einzelfunde aus hannöverschen U-Bahn-Baustellen der davorliegenden Jahrzehnte. Zudem spendete Herr Weidehaus auch Fossilien aus der lokalen Oberkreide für diesen wichtigen Schwerpunkt und weiteres Fossilmaterial, das er zum Teil auch im Tausch erlangt hatte.
Ferdinand Wesling sen.
Der Betreiber des Unterkreidesteinbruchs neben dem Dinopark Münchehagen stiftete Anfang der 2000er größere Mengen an originalen Dinosaurierfährten-Sandsteinplatten aus der terrestrischen Unterkreide (Berriaisium), teils der Universität Göttingen, größtenteils jedoch dem Landesmuseum Hannover; darunter sind auch sehr gut erhaltene, tiefe Iguanodonten-Fährten.
Klaus Köster
Der langjähriger Betreiber der Obernkirchener Sandsteinbrüche auf dem Bückeberg im Schaumburger Land stiftete neben ungewöhnlichen Dinosaurier-Fährtenplatten aus dem lokalen Unterkreide-Sandstein (Berriasium) auch sehr viele weitere, wertvolle Fossilien in der dort typischen, teilverfüllten Hohlraumerhaltung, darunter vor allem detailreiche Krokodilreste und Schildkrötenpanzer sowie große fossile Baumstämme.
Anna Margarete und Wolfgang Lembcke
…stifteten ihre vorwiegend aus angekauften Mineralien bestehende Sammlung, in der sich auch ein großes Meteoritenstück befand. Alle Mineralien sind sehr ästhetisch und durch ihren hohen Schauwert äußerst ausstellungsgeeignet; bei etlichen liegen allerdings ungenaue Fundortangaben vor.
Klaus Dziuba
…war ein mineralienbegeisterter Arzt. Seine kostbare Mineralien-Sammlung kam durch die Stiftung seitens seines Sohnes Martin Dziuba in den 2010er Jahren ans Museum. Sie besteht nicht aus selbst gesammeltem, sondern auf Mineralienbörsen und -messen gekauftem Material, was sich in der hohen Qualität der teils großen Kristalle und Mineralstufen abbildet. Lücken vorher kaum repräsentierter Mineral-Gruppen wurden dadurch geschlossen, beispielsweise durch indische Mineralienvergesellschaftungen aus Poona (Pune).
Dr. Franz-Jürgen Harms
… stiftete seine große Fossiliensammlung in den späten 2010er Jahren. Ihre taxonomische Einordnung muss vielfach noch vorgenommen werden, aber die präzise Fundort- und Fundhorizont-Dokumentation (plus Karten) durch den ehemalige Berufsgeologen und Leiter der Senckenberger Forschungsstation Grube Messel ist einzigartig. Neben Ichthyosaurier-Resten aus der Unterkreide (Garbsen) bestechen bereits bearbeitete Wirbellosen-Fossilien aus dem inländischen Oligozän, aber u.a. auch paläobotanisches Material aus Island und aus einem vormaligen Forschungsgebiet des Stifters in der Karibik.
Rainer Amme
…stiftete dem Landesmuseum Hannover seit 2017 und bis zum heutigen Tage große, enorm breit gefächerte Konvolute, darunter diverse Fossilfunde aus einer Sarstedter Kiesgrube (»einmal durch die gesamte Erdgeschichte«) und pleistozäne Wirbeltierknochen. Vor allem aberseine sehr umfangreiche Spezialsammlung zur marinen Oberkreide des Ostrandes von Hannover (Mergelgruben) verdient eine gesonderte Erwähnung, da sie ein sehr großes Artenspektrum der Fauna aus dem Campanium repräsentiert und damit endgültig als wichtiger regionaler Sammelschwerpunkt manifestiert ist. Hinzu kamen noch Dinosaurier-Eier, marine Unterkreide-Fossilien, und vieles mehr.