Globus

die viefalt der natur erfassen

naturkundliche sammlungen schaffen eine möglichst vollständige dokumentation unserer umwelt. sie dienen als archiv über arten und zeiten, das uns hilft, aus der vergangenheit für die zukunft zu lernen.

Im Jahr der Entdeckung ihres achten Kometen durch Caroline Herschel – 1797 – wurde die Naturhistorische Gesellschaft Hannover zunächst als Lesegesellschaft gegründet. In den »Goldenen Tagen von Hannover« während der letzten Phase der Personalunion umfasste diese Gründergruppe der NGH fortschrittlicherweise sogar eine Frau! Allmählich bildete sich eine doppelte Zielsetzung heraus: »Ohne eine Sammlung von Naturprodukten und von Büchern, die sie erklären, lässt sich…[eine solche]….Gesellschaft nicht führen.« Und so kamen nur 20 Jahre nach der Gründung neben Büchern ansehnliche erste Sammlungen naturhistorischer Objekte zusammen. 1903 gingen diese als Grundstock in den Bestand des heutigen Landesmuseums über. Dank einiger Ankäufe und eine Vielzahl von Stiftungen sammelnder Bürger*innen wuchs die Sammlung stetig an und umfasst heute rund 700.000 Objekte. Heute lässt sich die naturkundliche Sammlung im Wesentlichen in zwei Bereiche aufteilen: Die biowissenschaftliche Sammlung und die geowissenschaftliche Sammlung.

biologie

Die biowissenschaftliche Sammlung umfasst heute einen Gesamtbestand von mindestens 700.000 Objekten. Die Sammlung enthält Wirbeltiere aus vielen Gruppen, darunter verschiedene Vogelsammlungen, eine umfassende Säugetiersammlung mit Geweih und Gehörn, eine umfangreiche Eiersammlung, verschiedene Conchyliensammlungen sowie eine große Insektensammlung mit dem Schwerunkt Carabiden und Nachtschmetterlinge. Im botanischen Bereich finden sich eine bedeutende Wachsobstsammlung, einzelnde Herbarien, Pilzmodelle sowie eine Sammlung von Harzen.

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geologie

Die geologische Sammlung umfasst die Bereiche Paläontologie, Mineralogie und Geologie. Ein Sammlungsschwerpunkt war von jeher die regionale Paläozoologie, also die Erforschung fossiler Lebewesen verschiedener erdgeschichtlicher Zeitalter, die auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsens lebten. Aussagekräftige Fossilien, Mineralien und Gesteine werden primär im Zuge des Rohstoffabbaus in oberirdischen Ton- und Mergelgruben sowie in Steinbrüchen und unterirdischen Bergwerken gefunden. Die Fundkonvolute privater Sammler*innen bilden somit Entstehen und Vergehen des regionalen Rohstoffabbaus Niedersachsens sowie die stetige Ausdehnung der Städte in den vergangenen zwei Jahrhunderten ab.

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beispiele aus der sammlung

Apophyllit mit Natrolith, Sammlung Dziuba, 18 x 14 x 20 cm, Pune, Indien

Dieses Doppel-Mineral von Apophyllit und Natrolith aus der Sammlung Klaus DZIUBA füllt im doppelten Sinne eine Lücke: Zum einen in der Geo-Sammlung als sekundäre Vulkanit-Mineralien genau dieses Typs, zum anderen als typische Spät-Ausfüllung vormaliger Gasblasen-Hohlräume in dunklen, eisenreichen Vulkangesteinen. Die feinen und feinsten, radialstrahlig angeordneten Nädelchen des aluminiumreichen Natroliths sind sehr zerbrechlich! Natrolith gehört zu den Zeolithen, die auch »Kochsteine« genannt werden, da sie sich bei Erhitzung aufblähen und Wasserdampf entweicht. Diese besonders locker gebauten Gerüstsilikate weisen kanalförmige Hohlräume auf, was ihre Bedeutung in der Technik als Ionenaustauscher bzw. Molekularsieb erklärt. Das Stück und etliche weitere der Sammlung DZIUBA stammen aus einer für diese Mineralien berühmten Region Indiens, Pune (»Poona«), die inmitten erdgeschichtlich höchst bedeutender, riesiger Basaltvorkommen von über 500.000 m2 Größe und 3.000 Meter Mächtigkeit liegt.

Moho nobilis

Auch im Museum ist man nie vor spektakulären Funden sicher, wie dieser Fall zeigt. Seit Mitte der 1970er Jahre lagerte in den Magazinen des eine historische Vogelsammlung, ein Geschenk der Universität Göttingen. Im Jahr 2005 stöberte der Ornithologe Frank Steinheimer auf der Suche nach Vogelpräparaten der letzten Expedition von James Cook (1778) in den Depots des Landesmuseums Hannover. Im passenden Schrank findet sich ein Prachtmoho (Moho nobilis). Steinheimer kann dieses Präparat dank mehrerer Auffälligkeiten sofort als Holotypus der inzwischen ausgestorbenen Art bestimmen und damit auch eindeutig feststellen, dass der Moho eben von dieser letzten Reise Cooks stammt. Somit ist der Moho nicht nur unser wissenschaftlich wertvollstes Tier, sondern auch unser ältestes Präparat.

Fossile Laubblätter (»Surtarbrandsgil«), Miozän, Neogen, 55 x 17 x 2 cm, Sammlung Harms, Island

Die Sammlung von Franz-Jürgen Harms hat viele erdgeschichtlich etwas jüngere Fossilien in die traditionell sehr Jura- und Kreide-lastige Geo-Sammlung des Landesmuseums gebracht: Darunter finden sich auch Pflanzenfossilien aus dünnen sedimentären Schichten zwischen den typischen vulkanischen Basaltlagen der Insel Island. Diese nur unvollständig inkohlten Pfllanzenreste werden hierzulande meist Lignite genannt, in Island »surtrarbrandur«, so dass es nicht verwundert, dass die Fundstelle selbst »Surtarbrandsgil« heißt. Sie liegt im Nordwesten Islands. Die fossil erhaltenen Laubblätter stammen aus aus einer Polarflora des Miozän (ca. 15 Mio. Jahre). Unterseitig haben sie die charakteristische, schon braunschwarze Farbe des Inkohlungsprozesses, oberseits jedoch eine weiße Kruste, die aus darauf abgelagerten, hellen Mini-Gehäusen von Kieselalgen besteht.

Der Würger vom Lichtenmoor

Es war der Sommer 1948 – Niedersachsen jung und die Nachwirkungen des 2. Weltkriegs deutlich spürbar. Da schleicht ein großes Tier durch Norddeutschland. Ein Puma? Nein, es ist ein Wolfsrüde, der über das alte Stromtal der Elbe gen Norden gekommen war. Die Bevölkerung ist in Aufruhr, die aufstrebende Presse in Hannover kann Schlagzeiten schreiben, der Hype um den »Würger« nimmt seinen Lauf. Über hundert Rinder und Schafe soll er gerissen haben, gerissen sind aber eher die Menschen, die damit ihre Schwarzschlachtungen legalisieren können. Am 27. August 1948 hat das Drama ein Ende. Herman Gaatz aus Eilte erlegt einen Wolfsrüden und stiftet ihm dem Landesmuseum Hannover. Dort kommt das Tier aber erst nach einer »Entführung« durch übereifrige Journalisten an, so dass nur eine Büste präpariert werden kann. Diese jedoch bleibt für viele Jahre das Highlight der Naturkundeabteilung.

Fossiler Krokodilschädel, Pholidosaurus, Sammlung Köster, 77 x 45 x 6 cm, Oberkirchener Sandsteinbrüche, Landkreis Schaumburg, Niedersachsen

Beim Formatieren großer Sandsteinblöcke traf es einen im Gestein enthaltenen Krokodilschädel: Er wurde mit durchgesägt, aber erfreulicherweise horizontal, so daß seine Umrisse gut erkennbar und paläontologisch bestimmbar sind. Es handelt sich um das ausgestorbene Krokodil Pholidosaurus aus dem klassischen Obernkirchener Sandstein der Unterkreide vom Bückeberg (Berriasium, vor ca. 140 Mio. Jahren). Die lange, schmale Schnauze ähnelt der des heutigen Ganges-Gavials. Pholidosaurus war ein Zeitgenosse jener Dinosaurier, die ihre Fährten bei Münchehagen und Obernkirchen sowie weiteren Unterkreide-Lokalitäten hinterließen. Der damalige Steinbruchbetreiber, Klaus KÖSTER stiftete das Stück einige Jahrzehnte nach der Auffindung. Beim Obernkirchener Sandstein handelt es sich um einen sehr hochwertigen Naturwerkstein mit fast tausenjähriger Abbaugeschichte, der für anspruchsvolle Gebäuderekonstruktionen historischer Prachtbauten, aber auch moderne Fassadensteinplatten abgebaut wird.

Wachsobst

Sammeln und Nachbilden gehört schon lange zu den Freizeitbeschäftigungen der Menschen. Wachsähnliche Substanzen machen es seit Mitte des 18. Jahrhunderts möglich, Naturkundliches realitätsnah zu verewigen. Und so entstanden in verschiedenen Werkstätten Nachbildungen aus Wachs zum Thema Obst. Diese konnten unter anderem per Abonnement erworben werden. In Hannover bewahren wir über 300 Stücke Wachsobst aus zwei verschiedenen Manufakturen auf: Arnoldi und Zwirner. Letzte ist von besonderem Wert, da dieser Hersteller nur wenige Jahre auf dem Markt war und somit selten zu finden ist. Eine Publikation zu dem Thema wurde im Jahr 2011 herausgegeben.

Rhodochrosit, Manganspat (Karbonat), Sammlung Lembcke, 17 x 12 x 0.8 cm, Catamarca, Argentinien

Der in Schüben anwachsende Rhodochrosit bildet beim Kristallisieren häufig konzentrische Ringe mit leichten Farbabweichungen aus, was ihn zu einem attraktiven »Hingucker« macht, hier gut zu erkennen an einer Gesteinsscheibe aus der Sammlung von Margret und Wolfgang LEMBCKE. Chemisch handelt es sich um ein Mangankarbonat, wie es fast weltweit vorkommt. Das gezeigte Stück stammt aus Catamarca in Argentinien. Eigentlich ist er nicht hart genug, aber dennoch wird der Rhodochrosit gern zu Zier- und Schmucksteinen verarbeitet, beispielsweise zu Kugeln, Schalen, Aschern oder auch Cabochons für Kettenanhänger. In heutiger Zeit werden vielfach einfache, leicht transparente Scheiben des auch »Himbeerspat« genannten Minerals hergestellt. Rhodochrosit bildet sich interessanterweise bevorzugt in Ganglagerstätten zusammen mit Gold-, Silber und Zink-Erzen.

Die Sammlung Heinemann

Die Kleinschmetterlings-Sammlung des Hermann von Heinemann gehört zu den größten wissenschaftlichen Schätzen des Landesmuseums Hannover. Hermann von Heinemann (1812-1871) war gelernter Jurist und arbeitete in der Verwaltung. Seine Freizeit verbrachte er gerne in der Natur, zuerst hatten es ihm die Käfer angetan, später beschäftigte von Heinemann sich vor allem mit Schmetterlingen. Hier machte er sich 1859 einen großen Namen durch die Publikation »Die Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz«  –  bis heute ein Klassiker der Schmetterlingskunde. Seine Sammlung wertvoller Kleinschmetterlinge gelangte an das Provinzialmuseum Hannover, dem heutigen Landesmuseum und wird immer noch von Fachleuten zur Klärung von verschiedenen Fragen genutzt.

Fossiler Kieselschwamm, Urnacristata sp., Campanium (Oberkreide), Sammlung Amme, 29 x 20.3 x 11.5 cm, Grube Alemannia, Höver, Niedersachsen

Eine Ausnahme imitten der rüben-, kelch- und pilzförmigen Oberkreide-Schwämme: Durch die flach-fladenförmige Gestalt dieses Schwammes mußte das Einstrudeln des Wassers nicht mehr nur von den nun unten liegenden Außenporen übernommen werden, sondern auch von vielen Poren auf der Innen-, bzw. Oberseite. Um die Trennung von Frisch- und Brauchwasser zu verbessern, bildete dieses ungewöhnlich große Exemplar von Lophiophora incrustans aus der Sammlung von Rainer AMME daher viele erhöhte Mini-»Schlote« für die Ableitung des durchgefilterten Wassers aus. Der schlammige Oberkreide-Meeresboden war kein geeignetes Substrat für einen sich krustenartig anschmiegenden Schwamm, weswegen dieses Exemplar auf einer Zusammenspülung anderer fossiler Hartteile wurzelte (zwei Baculiten, ein Armfüsser, u. v. m.), die ihrerseits wohl im Strömungsschatten eines Großammoniten gelegen hatten. Auch auf der Suche nach festem Untergrund dockte sich zudem noch ein junges Exemplar des Schwamms Camerospongia fungiformis an!

Die Sammlung Kirchhoff

Major Heinrich Kirchhoff (1789-1871) war von ganzem Herzen Ornithologe. Er sammelte und kaufte im 19. Jahrhundert eine der größten privaten Vogelpräparate-Sammlung Deutschlands zusammen – und das alles im Herzen Niedersachsens, auf dem Schäferhof bei Nienburg. Über 5000 Präparate umfasste die Sammlung, heute sind noch etwa 2500 in Hannover und einig in Göttingen in den Magazinen verwahrt.  Kirchhoff war einer der ersten Mitglieder der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft, auf seiner Domäne Schäferhof empfing er alle führenden Ornithologen seiner Zeit. Zudem legte er großen Wert auf eine hervorragende Präparation, dies ist neben der kulturgeschichtlichen Seite ein besonderer Wert der Sammlung.

Malachit, Azurit, Cerussit auf Galenit, Sammlung Grote, 10 cm, Grube Glücksrad, Schulenberg, Harz

Ein »Harzer Klassiker« ist diese Mineralienstufe mit Malachit, Azurit, Cerussit auf Galenit. Die drei erstgenannten Kupfer- und Blei-Karbonate bilden zusammen mit dem Bleisulfid eine sogenannte Paragenese, sie sind also gemeinsam unter denselben Bedingungen kristallisiert und daher miteinander verwachsen. Das Stück stammt aus Schulenberg, Grube Glücksrad, und ist eines der Highlights aus der Lagerstättensammlung des Oberbergrates Carl Georg Christian Freiherr GROTE um 1850 in Clausthal. Herausragend sind auch seine Calcium-Karbonate: »Ein wahrer Schatz sind die mehr als 300 Kalkspatstufen [der Sammlung Freiherr Grote], in allen Größen, Formen und Farben…«, schrieb die ehrenamtliche Mineralogin des Museums, Dr. Brigitte Perner 1996, nachdem sie in mühevoller und verdienstvoller Kleinarbeit alle Stücke dieser ältesten erhaltenen Mineraliensammlung des Landesmuseums in den mehrfach umgelagerten Magazin-Beständen wieder ausfindig gemacht und zusammengeführt hatte, auch das hier gezeigte.

Die Sammlung Knoche

Unter Conchylien versteht man in der Naturkunde eine Sammlung von Muschel- und Schneckenschalen. Das Landesmuseum Hannover kann einen beachtlichen Bestand sein Eigen nennen. Grundlage bildet die Sammlung des Militärpfarrers Richard Knoche. Dieser wirkte von 1867 bis zu seinem Tod 1892 als Seelsorger in Hannover. Auf dem Gebiet der Conchylien erwarb Knoche sich einen hervorragenden Ruf und seine Sammlung, die 1891 für 1300 Mark vom Provinzialmuseum Hannover angekauft wurde, gilt als eine der wichtigsten Sammlungen dieser Zeit. Zudem engagierte sich Knoche für den Tierschutz. Berühmt ist die Predigt, die er im September 1879 in der Clemenskirche zum Thema »Erbarmet Euch der Thiere« hielt.

Fossile Brückenechse Kallimodon pulchellus, Kimmeridgium (Oberjura), Sammlung Struckmann, 37 x 19 x 9 cm, Ahlem, Hannover

Ein wahrer Jahrhundertfund innerhalb der Sammlung STRUCKMANN ist dieses vollständige Skelett der fossilen Brückenechse Kallimodon pulchellus! Aus den kalkigen Meeressedimenten des Oberen Jura (Kimmeridgium) vor etwa 155 Millionen Jahren stammend, stellt es schon allein deshalb eine große Besonderheit dar, weil es als kleines, landlebendes Reptil inmitten einer Vielzahl reiner Meeres-Fossilien wie Muscheln und Fischen ein indirekter Hinweis auf die Existenz von Inseln im Flachmeer ist.

Der Westrand von Hannover besteht zu einem großen Teil aus diesen Stein gewordenen, zuvor schlammig-kalkigen Meeresböden der Jurazeit. Vor der heute anzutreffenden großflächigen Bebauung konnte im 19. Jahrhundert in einer Vielzahl von Steinbrüchen z. B. auf dem Lindener Berg oder dem Tönniesberg gesammelt warden. Unsere schöne Brückenechse stammt aus Ahlem. Brückenechsen sind trotz ihrer Ähnlichkeit nicht näher mit den echten Echsen verwandt.

Stücke aus dem 19. Jahrhundert sind häufig mit in »Kurrentschrift« verfaßten Etiketten versehen – so auch die meisten Objekte aus der Sammlung Struckmann. Diese Schildchen enthalten wichtige Informationen über die Objekte, sind aus den heutigen Lesegewohnheiten heraus jedoch oft nur schwer zu entziffern.

Die Sammlung Domeiner

Der Göttinger Forstassessor Hans Domeiner übergab im Oktober 1950 seine große Sammlung an Vogel-Eiern dem Landesmuseum Hannover. Die Eier stammten aus den Jahren 1904 bis 1929. Seit 1923 hatte Domeier fast ausschließlich im Göttinger Raum gesammelt. Alle Funddaten der Eier sind akribisch in Tagebüchern verzeichnet, so dass eine räumliche und zeitliche Zuordnung möglich ist. Solche Daten sind für die Bearbeitung historischer Verbreitungskarten und ökologischer Fragestellungen relevanter denn je.

Fossile Seelilien, Encrinus liliiformis, Unterer Muschelkalk (Mittlere Trias), Sammlung Klages, 85 x 55 x 11 cm

Auf dieser Kalksteinplatte aus dem Unteren Muschelkalk (Mittlere Trias, ca. 245 Mio. Jahre) befinden sich einige hervoragend erhaltene fossile Selilien. Sie gehören zur Art Encrinus liliiformis und wurden von Otto KLAGES in Erkerode (Elm) gesammelt. Diese zu den Stachelhäutern gehörenden Tiere (keine Pflanzen!) waren in früheren erdgeschichtlichen Zeiten sehr erfolgreich und besiedelten, fest auf dem Untergrund angewachsen, große Flächen der Meeresböden, so auch im sogenannten »Germanischen Muschelkalk-Meer«. Hin und wieder fegten jedoch auch schwere Stürme über dieses Meer, wobei dann große Mengen dieser Seelilien aus ihrer Verwurzelung herausgerissen wurden. Später führten Meeresströmungen dazu, daß die Hartteile der toten Tiere zum größten Teil in derselben Längsausrichtung zu liegen kamen.

Historisches Fotoarchiv

Glasplatten waren  in den frühen Jahren der Fotografie das beherrschende Medium: Hochauflösend, aber leider sehr zerbrechlich und nicht ewig haltbar. 5800 dieser fragilen Platten sind in einem großen Projekt Anfang des 21. Jahrhunderts digitalisiert worden und stehen seitdem für verschiedene Zwecke zur Verfügung. Die Aufnahmen stammen vor allem aus der Zeit zwischen 1925 und 1939 und zeigen niedersächsische Landschaften, Dokumente aus dem musealen Bereich (Ausstellungen, Museumsräume und die damals hier tätigen Personen) und Reproduktionen aus Büchern und Zeitschriften. Eine Fundgrube für alle, die heute Entwicklungen der Stadt- und Landschaftsgeschichte Niedersachsens nachvollziehen möchten.

Ammoniten (Androgynoceras cf. capricornus und Liparoceras cf. gallicum) und Belemniten (»Donnerkeile«, Innenskelette; Gattung Passaloteuthis), Lias (Unterer Jura), Sammlung Wiedenroth, 66 x 45 x 15 cm

Von Kurt WIEDENROTH stammt diese Gesteinsplatte mit den spiraligen Gehäusen von Ammoniten (Androgynoceras cf. capricornus und Liparoceras cf. gallicum) und den geraden Rostren von Belemniten (»Donnerkeile«, Innenskelette; Gattung Passaloteuthis). Sie wurde im Lias, dem Unteren Jura (vor ca. 185 Mio. Jahren) bei Wolfsburg von WIEDENROTH entdeckt und ihm selbst präpariert. Die Vergesellschaftung beider Tintenfischgruppen – der Nautilus-artigen Ammoniten und der Kalmar-artigen Belemniten – entspricht einer Zusammenschwemmung der Hartteile nach dem Tod der Tiere auf dem Meeresboden des Unterjura-Meeres. Liparoceras ist ein besonders attraktiver Ammonit mit sehr markanten Rippen. Die ziemlich kapitale Platte wiegt 35 kg!

Dioptas (Kupfersilikat), Sammlung Bahlsen, 18.5 x 13 x 14.5 cm, Kupfererz-Lagerstätte Tsumeb, Namibia

Dioptas ist ein Kupfersilikat – wie einige andere Kupfermineralien auch, ist es durch die charakteristische, tiefgrüne Farbe gekennzeichnet. Aus Dioptas wird nur selten Schmuck hergestellt, da es mit der Härte 5 im Vergleich zu Diamant – Härte 10 – oder dem ebenso grünen, durchaus verwechselbaren Smaragd – Härte 7,5 bis 8 – relativ weich ist. Umso bedeutender ist der Dioptas für Sammler als sogenannte »Stufe«, also einem repräsentativen, großen Stück mit gut ausgebildeten Kristallen, meist in typischen Verwachsungen mit anderen Mineralien, bei Dioptas meist Kalkspat.

Dioptas entsteht in der Verwitterungs- bzw. Oxidationszone von Kupfererz-Lagerstätten und ist daher Anzeiger für das begehrte Metall. Unser Stück stammt aus den weltberühmten Tsumeb-Kupferminen in Namibia.

Global betrachtet ist Dioptas ein seltenes Mineral. Zudem befinden sich in Standard-Sammlungen meist deutlich kleinere Exemplare – deswegen ist unser Dioptas aufgrund seiner außergewöhnlichen Größe ein wahres Prunkstück.

Orbiculit-Kugelgranit, Sammlung Perner, 41 x 35 x 3 cm, Tampere in Süd-Finnland

Dr. Brigitte PERNER war begeisterte Mineralien- und Gesteinsfachfrau sowie Sammlerin und zudem ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Geo-Sammlung der Naturkunde. Sie stiftete ihre gesamte Sammlung, zu denen auch die hier gezeigte, polierte Gesteinsplatte eines Orbiculit-Kugelgranits gehört. Das Stück stammt aus Tampere in Süd-Finnland.

Über die genaue Genese der typischen, kugelförmigen Feldspat-Sonderbildungen dieses Gesteins wird bis heute durchaus noch gestritten. Zudem gehört Orbiculit wahrscheinlich nicht zu den echten Graniten, sondern zu den etwas dunkleren Granodioriten. Die namensgebenden Kugeln und Ellipsoide bestehen im Kern aus den Feldspäten und etwas Quarz, außen sind noch Dunkelglimmer (Biotit) und ebenfalls dunkle Bandsilikate (Amphibole) angelagert. Ganz außen befindet sich in der Regel ein weiterer, heller Saum aus reinem Kalifeldspat (Orthoklas). Das Gefüge zwischen den »Kugeln« ist rein granitisch.

Aus dem sehr dekorativen Gestein werden häufig Tischplatten hergestellt!

Großammonit, Patagiosites stobae, Campanium (Oberkreide), 75 cm Ø, historische Sammlung ohne genauere Zuweisung

Der Großammonit Patagiosites stobaei aus dem Campanium (Oberkreide) des Ostrands von Hannover (Höver und Misburg) gehört zusammen mit noch größeren Vertretern aus der Kreide von Münster zu den Giganten dieser Gruppe fossiler Tintenfische. Fossilien dieser Größe sind meist in mehrere Teile zerbrochen; nur selten findet man in den Mergelgruben östlich von Hannover ein »heiles« Exemplar wie das hier gezeigte. Vollständig ist es aber dennoch nicht: Da die stets sehr große, eigentliche Wohnkammer des Tieres von den Gehäusen meist abbricht und daher bei den allermeisten fehlt, muß man zu den 75 cm Durchmesser unseres Patagiosites für die Gesamtgröße sicher mindestens noch einen weiteren Dezimeter hinzurechnen.  Es handelt sich beim gezeigten Patagiosites nicht um ein Fossil in Schalenerhaltung, sondern um einen Steinkern, also die fossile Innenausfüllung des Tintenfischgehäuses.

gut zu wissen

ausstellungen

Große Teile unserer archäologischen Sammlung sind in unserer Dauerausstellung »NaturWelten« zu sehen. Zu den großen naturkundlichen Sonderausstellungen der vergangenen Jahre zählt die Schau »KinoSaurier. Zwischen Fantasie und Forschung« (2022).

kulturerbeportal niedersachsen

Das Kulturerbeportal Niedersachsen ist ein gemeinsames Internetangebot von Bibliotheken, Archiven und Museen des Landes Niedersachsen. Große Teile unserer naturkundlichen Sammlung sind darüber digital zugänglich.

naturhistorische gesellschaft in hannover

1801 ging die »Naturhistorische Gesellschaft in Hannover« aus einer zuvor gegründeten Lesegesellschaft hervor. Sie hatte sich das Ziel gesetzt, »bei allen Bevölkerungsschichten eine genauere Kenntnis der Naturprodukte hiesiger Lande zu befördern« – und verfolgt dieses nach über 200 Jahren noch heute.

kontakt

Christiane Schilling
Naturkunde | Kuratorin
T + 49 (0) 511 98 07 – 803
christiane.schilling@landesmuseum-hannover.de

Dr. Annette Richter
Naturkunde | Oberkustodin
Geowissenschaften + Osteologie
T + 49 (0) 511 98 07 – 864
annette.richter@landesmuseum-hannover.de